Nachdem nun schon so ziemlich jeder Hardware-Hersteller Deutschlands mindestens eine RS-232-Schnittstelle für den CPC anbietet, hat sich Amstrad aus England einmal bequemt auch so ein Ding zu bauen. Was dabei herauskam, kann sich wirklich sehen lassen. Eine RS-232, die allen Ansprüchen gerecht wird. Der kleine Kasten im typischen CPC-Design wird über ein Flachbandkabel mit dem Rechner verbunden. Das hat Vorteile in der "Wackelsicherheit". Erfreulicherweise wurde bei dem Modul auch der durchgeschleifte Expansion Port nicht vergessen, so daß Zusatzmodule wie Maxam oder die Floppy weiter verwandt werden können. Nach dem Anstecken und Einschalten erscheint neben der bekannten Einschaltmeldung noch der Hinweis, daß sich nun auch noch eine RS-232 am Rechner befindet. Diese Einschaltmeldung läßt darauf schließen, daß sich in dem kleinen Kasten neben der Steuerungselektro-nik auch noch ein weiteres ROM befindet. Die Vermutung bewahrheitet sich tatsächlich. Zur Freude aller Programmierer, wurden die Befehle zur Steuerung der Schnittstelle in ROM Nr. 6 untergebracht und stehen sofort zur Verfügung. Dabei hat man in der Hardware-Entwicklungsabtei-lung auch an die CP/M-Fähigkeit des Schneiders gedacht. Die Schnittstelle wird von CP/M 2.2 bedingungslos anerkannt und unter CP/M Plus ist ein kurzer Patch notwendig, der mittels SID und einer ausgezeichneten Installationsbeschreibung auch von Anfängern problemlos vorgenommen werden kann. Nach der Zuweisung der neuen List Device mit PIP werden alle Ausgaben über das Modul geleitet Drucker, Plotter und Modems arbeiten sofort. Besonders stark arbeitet die RS-232 jedoch unter dem ganz normalen Amsdos. Bei den Befehlen wurde wirklich nichts vergessen. Mit |SIO kann man mit wenigen Parametern die Baudrate, die Anzahl der Stopbits, die Parität und alles andere vereinbaren. Für Handshaking und die verschiedenen Übertragungsprotokolle gibt es Befehle wie |FULLDUPLEX und |HALFDUPLEX. Zahlreiche Anwendungsbeispiele im ausgezeichneten deutschen Handbuch geben Aufschluß darüber, welche Parameter für welche Anwendung nötig sind. Mit |SETSIO,75,1200,1,7,1,0 wird beispielsweise eine Anpassung an das BTX-Netz vorgenommen. Wesentlich einfacher geht es noch mit dem Befehl |PRESTEL. PRESTEL ist so eine Art englisches BTX und entspricht in den Parametern ungefähr dem deutschen Standard. Nach Eingabe des Befehls setzt sich der Rechner automatisch die richtigen Parameter, stellt den Bild-schirm-Mode ein, übernimmt die BTX-üblichen Farbregister und geht danach automatisch in einen Terminal-Emulator, der sowieso zur festen Einrichtung des Moduls gehört. Konversation mit anderen Minirech-nern wie IBM. VAX oder einer GRAY erfolgt über diesen Terminal-Emulator, der den CPC mit einer Art TOS ausstattet und somit eine Alternative zu teuren Mehrplatz-Terminals darstellt. Will man an die RS-232 einen Plotter oder Drucker anschließen, so benötigt man keine umständlichen Treiber. Durch Eingabe von |SERIALL wird jede Druckerausgabe auf das Modul verbogen und alle Steuersequenzen werden über den Stream 8 geschickt. Handshaking und Echoing lassen sich an- und abschalten. Kon-taktschwierigkeiten des CPC dürften hiermit endgültig der Vergangenheit angehören. Selbst in der Kommunikation mit solchen trivialen Computern wie einem Sinclair Spectrum oder einem Acorn B zeigt sich der CPC nun rccht gesellig. Übertragungs- und Emulationsprogramme übersteigen die Länge von knapp 40 simplen Basic-Zeilen nicht mehr und werden als Beispiel-Listings im Handbuch mitgeliefert. Überhaupt läßt das Handbuch keinerlei Fragen offen. Von den Grundlagen der RS-232-Praxis bis hin zur Verwendung der Schnittstelle in M-Code wird dem Anwender jede benötigte Information gegeben. Schade fand ich nur. daß zum Licfer-umfang der Schnittstelle alles gehört, bis auf das dringend benötigte Verbindungskabel zur Peripherie. Allerdings kann hier jedes handelsübliche Kabel benutzt werden, und auch darüber, wie man ein solches Kabel mit zwei Steckern und ein wenig Draht selbst bauen kann, gibt das Handbuch bereitwillig Auskunft. Die RS-232-Schnittstelle erweitert den Horizont des CPC im wahrsten Sinne des Wortes. Durch die Vielzahl von Befehlen und die universelle An-wendungsmöglichkeit zeigt sich die serielle Datenübertragung von einer leutseligen Seite und erhält erstmalig die Möglichkeit, von einer dunklen Domäne wirrer DFÜ-Freaks zu einer der Selbstverständlichkeiten aufzusteigen, die ein moderner Computer nun einmal bieten muß. TM, CPCAI |